Vermuten Sie, dass Sie ein Lipödem haben können? Oder hat Ihr Arzt bereits die Diagnose „Lipödem Stadium 1“ gestellt? Wir zeigen Ihnen, wie man ein Lipödem Stadium 1 von Cellulite und Übergewicht unterscheidet, und wie Sie den weiteren Verlauf der Erkrankung positiv beeinflussen können.
Definition: Lipödem Stadium 1
Als Lipödem wird eine chronische Erkrankung bezeichnet, die fast ausschließlich bei Frauen auftritt, und bei der die Fettverteilung am Körper verändert ist. Es kommt zu einer typischen, ungleichmäßigen Einlagerung von Fett. Die Beine, zum Teil auch die Arme, werden dicker.
Stadium 1 bedeutet, dass die Fetteinlagerung sichtbar ist, die Haut jedoch noch relativ glatt ist. In den späteren Stadien kommt es zu unebener, wellenförmiger Haut und später zum Teil auch zu überhängenden Fettwülsten.
Lipödem Stadium 1 oder Übergewicht?
Ein Lipödem unterscheidet sich von Übergewicht dadurch, dass die Fetteinlagerung an Beinen, Hüften und Armen auftritt, während der Oberkörper schlank bleibt. Typische Anzeichen sind Schmerzen, Druckempfindlichkeit und eine Neigung zu Blutergüssen in den betroffenen Bereichen. Das Fettgewebe beim Lipödem lässt sich durch Diäten oder Sport kaum reduzieren, während Übergewicht durch Gewichtsabnahme beeinflussbar ist.
Lipödem oder Cellulite?
Cellulite ist eine Ansammlung von Fett unter der Haut, die zu einer unebenen, dellenartigen Oberfläche führt. Im Gegensatz zum Lipödem ist Cellulite jedoch nicht schmerzhaft und führt auch nicht zu einer unproportionalen Umfangsvermehrung der Beine.
Wie entsteht ein Lipödem?
Die genaue Ursache ist bisher noch nicht geklärt. Eine genetische Veranlagung spielt eine Rolle, weshalb das Lipödem manchmal familiär gehäuft auftritt, also vererblich sein kann.
Bei entsprechender Veranlagung reagiert das Gewebe vermutlich anders auf das Hormon Östrogen. Bei Frauen mit Lipödem scheinen die Östrogenrezeptoren anders verteilt zu sein, zudem führt Östrogen zu einer vermehrten Bildung steroidogener Enzyme, die zu den Fetteinlagerungen führen (1).
Verlauf beim Lipödem: Was erwartet Betroffene?
Der Verlauf eines Lipödems ist meist progressiv, das bedeutet, dass sich die Symptome im Laufe der Zeit verschlimmern. Betroffene können mit zunehmenden Schmerzen, Schwellungen und Bewegungseinschränkungen rechnen. Zusätzlich belastend ist auch der optische Effekt, den die unproportionale Fettvermehrung oft mit sich bringt. Eine vollständige Heilung des Lipödems ist bislang nicht möglich.
Wohl aber eine Linderung der Symptome und mit der Fettabsaugung auch eine effektive Behandlung.
Konservative Therapie lindert Symptome
Die konservative Therapie kann häufig die Symptome lindern. Zu den konservativen Therapiemethoden gehören:
- Kompressionstherapie mit Kompressionswäsche: Verbessert den Lymphfluss, kann Ödeme und Schwellungen reduzieren und Schmerzen lindern.
- Lymphdrainagen: Verbessern den Lymphabfluss, was ebenfalls Ödeme reduzieren kann.
- Physiotherapie: Bewegung und Physiotherapie sind wichtige Bausteine der Therapie. Mehr dazu können Sie auch unten bei den Tipps nachlesen.
- Ernährungsumstellung und Gewichtsreduktion: Ein Arzt kann eine Ernährungsberatung empfehlen, um zusätzlich vorliegendes Übergewicht zu reduzieren.
- Medikamente: Es gibt keine Medikamente, die ursächlich gegen das Lipödem wirken. Bei stärkeren Schmerzen oder Schlafstörungen kann der Arzt jedoch entsprechende Mittel verordnen, um den Umgang mit der Erkrankung zu erleichtern.
Allerdings kann keine der genannten Maßnahmen das Fettgewebe dauerhaft reduzieren. Dies ist nur mit einer Fettabsaugung (Liposuktion) möglich, die auch in den aktuellen Leitlinien (2) empfohlen wird, wenn konservative Maßnahmen keine Schmerzfreiheit ermöglichen.
Kann ein Lipödem ohne OP geheilt werden?
Eine nachhaltige Besserung wird häufig erst durch eine operative Fettabsaugung (Liposuktion) erreicht. Es gibt keine dokumentierten Fälle, in denen ein Lipödem ohne Operation vollständig geheilt wurde.
Sie sollten allerdings bedenken: Auch die OP beseitigt nur die Symptome und verbessert die Lebensqualität, bewirkt aber keine Heilung. Sie kann jedoch die Lebensqualität und das Aussehen deutlich verbessern.
Lipödem Stadium 1: Das können Sie selbst tun
Es gibt einiges, was sie tun können, damit ein Lipödem Stadium 1 weniger schnell voranschreitet und damit Sie im Alltag weniger Symptome, vor allem Schmerzen, verspüren. Hier sind wichtigsten Tipps.
Hinweis: Die Diagnose Lipödem kann nur ein Arzt stellen. Auch die unten genannten Maßnahmen sollten Sie immer nur in Abstimmung mit Ihrem Arzt umsetzen. Oft kann der Arzt Sie bei der Umsetzung der Maßnahmen auch unterstützen, beispielsweise durch die Verordnung einer Ernährungsberatung, Physiotherapie oder durch Überweisung zu einem Dermatologen für eine Hautpflege-Beratung.
- Meiden Sie langes Stehen und Sitzen: Gönnen Sie sich regelmäßige kurze Pausen und Übungen oder legen Sie hin und wieder die Beine hoch, wenn Sie lange Sitzen oder Stehen müssen. Langes Stehen sollte soweit wie möglich vermieden werden, um Schwellungen der Beine zu verhindern.
- Ernährungsumstellung: Eine angepasste Ernährung kann sich positiv auswirken. Empfehlenswert sind Diäten, die sich als entzündungshemmend erwiesen haben, zum Beispiel die mediterrane oder die ketogene Diät.
- Bleiben Sie hydriert: Denken Sie daran, ausreichend zu trinken, um Ihren Stoffwechsel zu unterstützen.
- Hautpflege: Eine umfassende Hautpflege unterstützt die Hautelastizität und verhindern Hautreizungen.
- Gewichtsreduktion: Gegen die Fetteinlagerungen an Beinen und / oder Armen lässt sich ohne Fettabsaugung wenig tun. Ein generelles Übergewicht wirkt sich aber negativ auf den weiteren Verlauf beim Lipödem Stadium 1 aus. Ein gutes Maß kann hier der Bauchumfang sein.
- Bewegen Sie sich viel: Auch wenn die Schmerzen und Umfangsvermehrungen Bewegungen zunehmend erschweren, sollten Sie weiter aktiv bleiben. Empfehlenswert sind Schwimmen / Aqua-Fitness, Radfahren, Spazierengehen oder Nordic Walking. Meiden sollten Sie Stöße oder Erschütterungen, wie sie beim Springen, Joggen oder bei Ballsportarten auftreten.
- Bauen Sie Stress ab: Stressabbau ist beim Lipödem wichtig, weil Stress Entzündungsprozesse im Körper fördert und die Symptome des Lipödems verstärken kann. Helfen können Methoden wie Meditation, Autogenes Training oder Yoga, aber auch therapeutische Gespräche (siehe nächster Punkt).
- Hilfe suchen: Fühlen Sie sich überlastet, können die Diagnose schlecht verarbeiten oder sind Sie durch die Schmerzen psychisch am Limit? Fragen Sie in diesem Fall bitte nach Hilfsangeboten! Es gibt Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen, die Sie unterstützen. Eine Psychotherapie kann manchen Betroffenen zusätzlich helfen, mit Ihrem Schicksal besser umzugehen.
Eine Liposuktion ist auch schon bei Lipödem Stadium 1 möglich
Die oben genannten Maßnahmen sind nur eine Unterstützung, um Symptome zu lindern. Starke Schmerzen muss jedoch niemand dauerhaft in Kauf nehmen. Sind die konservativen Methoden nicht erfolgreich und Sie haben weiterhin Schmerzen, dann wird eine Fettabsaugung bereits bei einem Lipödem Stadium 1 empfohlen und kann Schmerzen deutlich reduzieren (3).
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Quellen:
- Seefeldt T, Aitzetmüller-Klietz ML, Kückelhaus M, Wiebringhaus P, Hirsch T, Harati K, Aitzetmüller-Klietz MM. Breaking the circle-effectiveness of liposuction in lipedema. J Dtsch Dermatol Ges. 2023 Jun;21(6):601-609. doi: 10.1111/ddg.15064. Epub 2023 May 15. PMID: 37190925.
- Deutsche Gesellschaft für Phlebologie und Lymphologie e.V.: S2K-Lipödem, 5.0, 2024, https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/037-012
- Katzer K, Hill JL, McIver KB, Foster MT. Lipedema and the Potential Role of Estrogen in Excessive Adipose Tissue Accumulation. Int J Mol Sci. 2021 Oct 29;22(21):11720. doi: 10.3390/ijms222111720. PMID: 34769153; PMCID: PMC8583809.